Historisches
Zur Geschichte des PilgernsDen Brauch des Pilgerns gibt es in fast allen Religionen. Er geht von der Erfahrung aus, dass an einem bestimmten Ort oder auf einem Weg die göttlichen Kräfte in besonderer Weise wirksam werden.
Bereits im Alten Testament wird Abraham zum ersten Vorbild für einen Pilger, und der Exodus des Volkes Israel kann als jahrzehntelange Pilgerreise verstanden werden, die im «gelobten Land» ihr Ziel findet. In späterer, sesshafter Zeit wird Jerusalem durch den Bau des Tempels zu einem Ort, wo Jahwe in besonderer Weise gegenwärtig ist. Viele Psalmen erzählen von den frohgestimmten Pilgerreisen zu diesem Heiligtum.
Vom 7. Jahrhundert n. Chr. an tauchen in den lateinischen Apostelkatalogen Notizen auf, die über eine Mission des heiligen Jakobus "in Spania" und anderen westlichen Regionen desalten Europas berichten. Im 8. Jahrhundert wird Jakobus schon als Patron des christlichen Spaniens angerufen. In der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts fand dann die Entdeckung des Apostelgrabes in Galicien in der Nähe des Bischofssitzes Iria Flavia statt.
Ursprünglich meint "peregrinus" den Fremden, jenen, der in der Fremde sein Heil sucht.Pilgern war nicht das einzige sanktionierte Reisemotiv. Daneben gab es die Missionsreise, die kriegerische Verteidigung bzw. Ausbreitung des Glaubens (Kreuzzüge) und den Fernhandel.
Der Gläubige bricht aus seinem vertrauten Heim auf in das unbehauste Leben des Pilgers, dies aber mit dem Ziel, den heiligen Raum zu erreichen, in dem das Göttliche sich ihm vergegenwärtigt.
Eine Hinwendung zu den heiligen Stätten zeichnet sich ab, wie zu Rom im 10. Jahrhundert, zu Jerusalem und Santiago im 11. und 12. Jahrhundert. Wenngleich Jerusalem schon früher Ziel
einzelner Pilger war.
Das Pilgerwesen gehört zu den bedeutendsten Phänomenen der mittelalterlichen Religiosität. Ohne Unterschied von Stand, Herkunft und Bildung ergriffen alle den Pilgerstab: Arme und Reiche, Kleriker wie Bauern, Könige ebenso wie Gelehrte, Männer, Frauen und Kinder. Wir
können davon ausgehen, daß fast jedermann im Hoch- und Spätmittelalter, je nach Stand und Vermögen, Abkömmlichkeit und Devotion, mindestens einmal in seinem Leben eine Pilgerfahrt zu einem ferneren oder nahegelegenen Heiligtum unternommen hat.
Die mittelalterliche Pilgerfahrt teilt sich in unterschiedliche Motivationen:
Pilgerfahrt aus Devotion,
Pilgerfahrt als Buße oder Strafe und
die Delegationspilgerfahrt.
Die Pilgerfahrt aus Devotion, die nach Ausweis der mittelalterlichen Pilgerführer als die reinste Form gilt, läßt sich in Bitt- und Dankpilgerfahrt scheiden.
Rompilger
Jährlich pilgern jährlich unzählige Menschen nach Rom. In Reisebussen, Flugzeugen oder
mit der Bahn kommen sie in die Heilige Stadt, um dort den Papst zu erleben, und dort
in den 7 Pilgerkirchen und vor den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus zu beten.
Natürlich führen auch touristische Motive auf das Reiseziel.
Und dies ist seit dem 4. Jahrhundert so. Auch wenn es weltweit zahllose andere Pilgerzentren
gibt, Rom nimmt nach wie vor eine Sonderstellung ein.
In der Ewigen Stadt haben nicht nur die erwähnten Apostel die letzte Ruhe gefunden, dort wird auch das Schweißtuch der Veronika aufbewahrt, das zu den wichtigsten Christus-Reliquien zählt und das Antlitz des gefolterten Erlösers zeigen soll. Heute wird das kostbare Tuch nicht mehr ausgestellt, im Mittelalter – und speziell im Heiligen Jahr 1300 – war es aber eines der wichtigsten Ziele für die Pilgerströme.
Die es übrigens ungleich schwerer hatten als die modernen Christen, immerhin mussten sie die Strecke zu Fuß zurücklegen.
Die Via Francigena
– zu Deutsch Frankenweg – ist als die Weitwanderroute von Canterbury nach Rom (Grab des hl. Petrus) bekannt. Eigentlich handelt es sich um ein Wegesystem, denn sämtliche Wege, die nach Rom führen, heißen „Via Francigena“ und werden unter dem Namen Vie Francigene (Frankenwege) zusammengefasst. Im Jahr 990 n. Chr. ging Bischof Sigeric von Canterbury nach Rom um dort seine Bischofswürde zu erhalten. Über seinen Weg führte er genau Buch. Diese Aufzeichnungen wurden zur heutigen Rekonstruktion des Verlaufs der Via Francigena verwendet. Das Jahr 2000 war in Rom ein heiliges Jahr. Zu diesem Anlass unterstützte Papst Johannes Paul II besonders stark die Fußpilgerschaft. Die bisher erschienen Karten basieren auf den im Jahr 2000 erschienenen Informationsmaterialien.
Ähnlich wie im Mittelalter, um seine Pilgerschaft zu bezeugen, erkennt man den Rom-Pilger daran, dass er den Wimpel auf dem Rucksack befestigt und den kleinen Anhänger mit den St.Petrus Schlüsseln trägt.